Ein Leitfaden zu Düften

Aromatische Vorlieben sind in höchstem Grade persönlich – jeweils abhängig vom persönlichen Geschmack, der Jahreszeit, Erinnerungen, der Stimmung und dem Anlass. Dieser Artikel bietet Ihnen einen Leitfaden zu Parfumnoten und Duftfamilien und erläutert Ihnen das Vokabular, das uns die Beschreibung eines Duftes gestattet. Außerdem geht er darauf ein, wie Sie einen neuen Duft am wirkungsvollsten ausprobieren können.

Abstract moving image of light and shadow passing over a rose.

Noten

Wie ein Musiker eine Melodie arrangiert, indem er Noten kombiniert oder übereinander anordnet, so komponiert auch der Parfümeur einen Duft aus der Kombination von Noten. Die Sprache der Noten gestattet es uns, über den Aufbau eines Duftes zu sprechen – über seine Inhaltsstoffe und die Art und Weise, wie die einzelnen Elemente harmonisch ineinandergreifen.

Die Kopfnote

Der erste Eindruck, den ein Duft hinterlässt, ist seine Kopf- oder Eröffnungsnote. Sie ist das erste Aroma, das wahrgenommen wird, und besteht aus kleinen, flüchtigen Molekülen. Eine Kopfnote ist vergänglich und verfliegt oftmals nach 10 bis 30 Minuten.

Die Herznote

Der körperreichste und auffallendste Bestandteil eines Duftes ist seine Herz- oder Mittelnote. Sie ist üblicherweise komplexer als die Kopfnote und bleibt auch länger erhalten (aber nicht so lange wie die Basisnote).

Die Basisnote

Die Basisnote ist das Aroma, das sich voll entfaltet, wenn die Herznote vergangen ist. Häufig wird sie ungefähr 30 Minuten nach dem Auflegen eines Parfums wahrnehmbar. Oftmals handelt es sich hierbei um den schwersten, kräftigsten oder dramatischsten Aspekt des Duftes, der sich am längsten auf der Haut hält. Aus diesem Grund ist es in vielen Fällen die Basisnote, die in Erinnerung bleibt und als „Körper“ eines Parfums betrachtet werden kann. Die Art und Weise, wie eine Basisnote mit der Haut reagiert, ist ausschlaggebend dafür, wie ein Duft an einem Menschen riecht.

Die Sprache der Düfte

Worum geht es, wenn jemand über den Unterschied zwischen Eau de Parfum und Eau de Toilette spricht? Hier hilft nur die Kenntnis der Begriffe, denn die Parfümerie verfügt über ein ganz eigenes Vokabular. Wer diese Sprache versteht, kann verschiedene Düfte beschreiben – und erklären, welchen er bevorzugt.

Eau de Parfum und Eau de Toilette

Die Konzentration eines Duftes hängt davon ab, wie das Verhältnis zwischen Parfumöl und Alkohol beschaffen ist. Je höher die Konzentration ist, desto länger hält sich ein Duft im Allgemeinen auf der Haut. Ein Parfum hat die höchste Konzentration an Duftstoffen, die käuflich erworben werden kann, und wirkt daher dicht und machtvoll. Das Eau de Parfum – die häufigste Duftvariante – ist darauf ausgelegt, seinen Träger von morgens bis abends zu umhüllen, ohne dass eine Auffrischung nötig wird, während die Konzentration eines Eau de Toilette deutlich niedriger ausfällt.

Kraft und Projektion: Sillage

Sillage ist ein Begriff, der aus dem Französischen übernommen wurde. Dort bezieht er sich auf den Kondensstreifen eines Flugzeugs, das Kielwasser eines Bootes oder den figurativen Windschatten eines Menschen. In der Parfümerie beschreibt man mit diesem Wort die Duftnote, die bleibt, nachdem der Träger des Duftes den Fahrstuhl verlassen, sich durch einen Raum bewegt oder sich aus einer Umarmung zurückgezogen hat. Diese Wirkung wird manchmal auch als „Projektion“ eines Duftes bezeichnet. Je stärker die Sillage ist, desto größer wird die Entfernung, in der ein Duft noch wahrgenommen werden kann.

Langlebigkeit

Parfümeure nutzen synonym die Begriffe Langlebigkeit und Ausdauer, um zu beschreiben, wie lange ein Duft nach dem Auflegen auf der Haut „haftet“. Ausschlaggebend für die Langlebigkeit sind verschiedene Faktoren, wie die Temperatur (Duftmoleküle verfliegen schneller, wenn es warm ist), die Volatilität der Moleküle (manche verfliegen schneller als andere) und die Menge (denken Sie an einen einzelnen Spritzer oder eine nahezu betäubende Wolke – beides hat Vor- und Nachteile).

Blurred figure moving in front of an age-spackled mirror and collected Aesop products in background.

Duftfamilien

Parfümeure klassifizieren Düfte häufig auf der Grundlage von vier übergeordneten Duftprofilen. Die meisten von uns fühlen sich bewusst oder unbewusst zu einem oder zweien dieser Profile hingezogen. Auch wenn sich viele Düfte nicht leicht einordnen lassen, können die folgenden Kategorien hilfreich sein, um zwischen verschiedenen Noten zu unterscheiden und individuelle Vorlieben zu ermitteln.

Frisch

Diese Aromen werden oft als „grün“ oder „knackig“ beschrieben – sie sind klar und spritzig und erinnern an frisch gemähtes Gras, Kräuter oder Zitrusfrüchte. Aesop verwendet in dieser Kategorie gerne Inhaltsstoffe wie Geranienblätter, Yuzu und Bergamotte.

Holzig

Die Bandbreite der „holzigen“ Düfte reicht von rauchigem Tabak und ledrigem Moschus bis hin zu Rinde und Moos. Verschiedene Gewürze können dabei für Komplexität sorgen. Wir arbeiten in dieser Gruppe unter anderem mit aromatischen, warmen Inhaltsstoffen wie Vetiver, Atlas-Zeder und Nelke.

Opulent

„Opulente“ Düfte sind von reichen, sinnlichen Aromen geprägt und erinnern an ihre holzigen Gegenspieler, haben aber oft auch raffinierte, florale Elemente und balsamische, harzige, Töne. Aesop verwendet in dieser Kategorie gerne Inhaltsstoffe wie Patschuli, Sandelholz und Weihrauch.

Floral

Die floralen Düfte umfassen eine große Bandbreite unterschiedlicher Schattierungen, von leichten und frischen Anklängen bis hin zu tieferen, berauschenden Noten – denken Sie beispielsweise einmal an Jasmin, Rosenblüten oder Neroliblüte. Eine Kombination mit warmen Gewürzen, Holz oder frischen Elementen verleiht ihnen Tiefe.

Eine übergroße Gipsnase an einer Wand, als Spiegelbild-Ansicht.

Anwendung

Es empfiehlt sich, einen Duft auf die so genannten Pulspunkte aufzutragen, wie etwa die Handgelenke und den Hals, da die Körperwärme dieser Bereiche dazu beitragen kann, einen Duft zu verteilen und zu intensivieren. Wie ein Duft mit der Haut eines Menschen interagiert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, zu denen die Umwelt, die Temperatur, die körpereigene Chemie, die Hormone und die Ernährung gehören. Daher raten wir Ihnen, einen Duft immer auf Ihrem eigenen Körper auszuprobieren – vorzugsweise zu verschiedenen Gelegenheiten.

Eine Nase ist eine Nase ist eine Nase

Wenn Sie einen Duft auf Ihre Handgelenke oder Ellenbeugen gegeben haben, sollten Sie der Versuchung widerstehen, seinen Geruch sofort zu prüfen. Geben Sie ihm 10 bis 15 Sekunden Zeit, sich zu setzen. Der erste Eindruck wird durch die Kopfnoten geprägt. Deshalb ist es empfehlenswert, den Duft auf der Haut zu belassen und ihm die Gelegenheit zu geben, sich bis zu acht Stunden lang zu entfalten. Auch Druck oder Reibung sollten Sie vermeiden, da dies bei den flüchtigeren Molekülen zu einer zu schnellen Erwärmung führen könnte. Sie würden sich in diesem Fall möglicherweise verflüchtigen, bevor Sie die Kopfnoten des Parfums genießen konnten. Probieren Sie im Optimalfall nur zwei Düfte zur selben Zeit aus. Wir empfehlen Ihnen, auf jedes Handgelenk jeweils nur einen Duft zu geben. Andernfalls könnte es im Laufe der Stunden zu einer unerwünschten Vermischung der Düfte kommen.

Unser Sortiment

Wie viele unserer Produkte enthalten auch unsere Düfte eine komplexe Matrix aus verschiedenen Inhaltsstoffen, die zum Teil im Labor gewonnen und zum anderen Teil aus pflanzlichen Quellen hergestellt werden. Wenn synthetische Inhaltsstoffe Verwendung finden, dienen sie dazu, die Haltbarkeit der pflanzlichen Extrakte auf der Haut zu verlängern und so überragende Langlebigkeit zu gewährleisten. Unser Ziel bei der Entwicklung neuer Düfte besteht stets darin, markante, komplexe Aromen zu kreieren, die sich für alle Geschlechter eignen und bei denen die stereotypen demografischen Vorlieben keinerlei Rolle spielen.

Marrakech Intense

Marrakech Intense ist ein holziger, sinnlicher Duft mit einer Basis aus Sandelholz und Zedernholz. Er ist das Produkt unserer ersten Zusammenarbeit mit Barnabé Fillion, der uns hier half, einen älteren Namensvetter neu zu interpretieren. Marrakech Intense ist als Eau de Parfum und als Parfum erhältlich. Unsere Inspiration für das Duftbild war die Stadt Marrakesch mit ihren anregenden Gewürzaromen der traditionellen Gerichte, den intensiven Farben der Souks und der Wüste und der traditionellen, herzlichen Gastfreundschaft Marokkos. Daraus ist ein Duft entstanden, dessen Kopfnoten aus Bergamotte und Neroli in eine Herznote aus Jasmin, Kardamom und Patschuli übergehen. Die hellen, floralen Anklänge bilden einen angenehmen Ausgleich zu den tiefen Holznoten und der Nelke.

Tacit

Tacit ist aus der Zusammenarbeit mit der Parfümeurin Céline Barel hervorgegangen. Es ist ein frischer und dennoch warmer Duft – eine elegante Komposition, die Bilder küstennaher Vegetation, sonnenwarmer Zitrusfrüchte und unter einem weiten, blauen Himmel trocknender Wäsche vor das innere Auge zaubert. Der Duft öffnet sich mit Basilikum Grand Vert und Yuzu, die einer von Kräutern geprägten Herznote weichen, untermalt von einer erdigen Basisnote aus Zedernholz und Vetiver. Der Duft speist sich aus diversen Inspirationsquellen: der Mittelmeerküste, der altehrwürdigen Anmut der traditionellen Colognes, einem Film (Wong Kar-wais „In the Mood for Love – Der Klang der Liebe“), einem Künstler (Giorgio de Chirico) und einem ganz besonderen grünen Farbton (Pantone-Farbe Nummer 363).

Hwyl

Hwyl ist ebenfalls ein Ergebnis unserer langjährigen Zusammenarbeit mit Barnabé Fillion: Ein faszinierender Duft, der das frische Grün und die Stille eines jahrhundertealten japanischen Waldes heraufbeschwört. Auf eine rauchige Kopfnote folgen hier aromatische Gewürze und frischer Thymianextrakt. Die Beimischung von Zypresse führt zu einem warmen und holzigen Herzen, während die Vetiver-, Weihrauch- und Moosnoten für eine erdige Sinnlichkeit und Langlebigkeit sorgen.

Rōzu

Rōzu Eau de Parfum ist eine kühne Interpretaion traditioneller floraler Düfte. Es ist inspiriert von der modernistischen französischen Designerin Charlotte Perriand und ihrer Leidenschaft für das Bergsteigen sowie die japanische Kultur. Der in Zusammenarbeit mit Barnabé Fillion kreierte Duft spiegelt den Kreis des Lebens, dem sein Namensvetter, die Rose, unterworfen ist – von der Erde, in der sie wächst, über die volle Blüte bis hin zu ihrem Verblühen. Die Eröffnung ist faszinierend grün, angeführt von Shiso- und Petitgrainnoten, während die warmen Herznoten aus Rose, Jasmin und Guajak und die Basis aus Vetiver und Patschuli für Tiefe und Komplexität sorgen.

Miraceti

Als erstes Eau de Parfum aus der Duftkollektion Othertopias – einer von Schwellenräumen inspirierten Duftserie – beschwört Miraceti mit Harz- und Balsam-Noten sowie einem Hauch des salzigen Ozeans Bilder sagenumwobener Schiffe und gefahrvoller Abenteuer zur See herauf. Mit Kopfnoten von schwarzem Pfeffer, grünem Maté und Chili öffnet sich der Duft warm und würzig, bevor eine köstliche Mischung von Labdanum, Styrax und Ambrette in der Herznote den komplexen, leicht moschusartigen Duft abrunden.

Karst

Karst beschwört das Ufer herauf, die zweite Umgebung, die im Othertopias Trio in einen Duft übersetzt wird. Kräftig und mineralisch versinnbildlicht der Duft die sich verlagernde, formlose Grenze zwischen Land und Meer. Die Kopfnoten Wacholder und Rosa Pfeffer sorgen für Frische und klare Würze, während eine krautige Herznote mit Rosmarin und Salbei an die Vegetation auf Steilküsten erinnert. Sandelholz und Kreuzkümmel erden den Duft schließlich mit einer aromatischen Wärme.

Erémia

Der dritte der Othertopias Düfte ist der frische, pulsierende Erémia. Die Formulierung mit entschieden exzentrischem Charakter erinnert an Erde, Moos und moschusartige florale Düfte, von Regen überzogenen Asphalt und beständige Wildblumen: Bilder der Natur, die urbane Räume zurückerobert. Erémia öffnet sich mit hellen zitrischen und grünen Noten – Yuzu, Grapefruit und Tomatenblatt – und entwickelt sich in einen vollen, komplexen Duft mit Zedernholz und Guajakholz in der Herznote und Galbanum und Iris in der Basisnote.

Eidesis

Eidesis ist das vierte Kapitel der Duftkollektion Othertopias — eine Reihe von Eaux de Parfum, die von realen und imaginären Landschaften inspiriert sind. Eidesis ist ein ausgesprochen unkonventioneller Duft mit einem sehr faszinierenden Charakter. Er ist besonders für diejenigen geeignet, deren aromatische Vorlieben im Bereich der holzigen, würzigen Düfte mit Ambernoten liegen.

Gloam ist der fünfte Duft aus der Kollektion Othertopias. Inspiriert von der Stille des Ausruhens zaubert dieser Duft eine Traumlandschaft herbei, in der die wache Welt entschwindet und die Phantasie freien Lauf hat.

Mitreißende Akkorde aus hellen Gewürznoten von Kardamom und rosa Pfeffer leiten über zum sanften, schwelgerischen Herzen aus zartem, aromatischem Saffrangewürz gemischt mit Blumennoten von Orangenblüten und üppigem, warmem arabischem Jasmin und klingen aus in einem erdigen, floralen Finale, in dem Iris, Patschuli und Kopaivabalsam sich vereinigen und Gloam zu einem harmonischen Schluss bringen.

Inspiriert durch den Monolithen - ein Bild der Kontemplation und des Geheimnisses - ist Ouranon der sechste und letzte Duft der Othertopias. Holzig, harzig und würzig ist Ouranon ein opulentes Aroma, das aus Weihrauch, Heu und Myrrhe besteht.

Jeder Duft der Othertopias ist ein Tor zu einem Ort, einem realen oder imaginären, einem äußeren oder inneren. Ouranon stellt die letzte Tür dar, die mit ruhiger, rätselhafter Majestät das Ende der Reihe markiert und gleichzeitig den Beginn eines neuen Abenteuers andeutet.

Lessons from the lab
Lesedauer: 7 Minuten
Horizontal thumbnail image displaying of Aesop fragrances.
Habitat
Lesedauer: 5 Minuten

‘Fragrance is the voice of inanimate things.’

Mary Webb